Noch immer ein kleiner Geheimtipp: Mit dem Rucksack durch Osteuropa
Die Balkanstaaten sind zwar kein absoluter Geheimtipp mehr und werden zunehmend von Touristen besucht. Trotzdem kannst du hier als Backpacker viel Spannendes abseits der üblichen Touristenpfade erleben, wunderschöne Landschaften in dich aufbauen und ungeheuer freundliche Menschen kennen lernen.
Für Balkan-Einsteiger eignet sich die Route Zagreb – Ljubljana – Triest -Pula – Rijeka – Split sehr gut, das sind drei Länder in zwei Wochen. Am einfachsten bewegst du dich auf diesem kleinen Europa-Roadtrip mit Bus und Zug. Die Verbindungen findest du größtenteils im Internet, zum Beispiel unter http://www.buscroatia.com/de.
1. Station: Zagreb
Deine Reise beginnt in Zagreb, mit dem Flugzeug etwa zwei Stunden von Deutschland. Mit dem Bus geht es in die Stadt, von da aus mit der Straßenbahn (7 Kuna / Fahrt) weiter zu deinem Hotel oder Hostel in Zagreb. Ich kann dir hier das Mali Mrak empfehlen. Die kroatische Hauptstadt wirkt um diese Zeit noch ziemlich verschlafen.

Ein gewisser Igor begrüßt dich im Mali Mrak höchstpersönlich. Die Zimmer sind klein und liebevoll mit einer Meereskulisse bemalt. Die meisten Hostelgäste frühstücken gemütlich im Hof und ziehen dann zu Fuß los.
Das Stadtzentrum von Zagreb teilt sich in Ober- und Unterstadt (Gornji und Donji Grad). Beide Bezirke halten sehenswerte Kirchen und Plätze bereit. Die Stadt selbst ist nicht besonders groß und lässt sich deshalb gut zu Fuß und mit der Straßenbahn erkunden.

Im Botanischen Garten von Zagreb kannst du es gut einige Stunden in der Sonne aushalten. Auch das Nationaltheater am Marschall-Tito-Platz ist einen Abstecher wert.

Am besten und intensivsten lernst du Zagreb kennen, wenn du einfach ziellos durch die kleinen Gassen schlenderst, unterbrochen durch regelmäßige Pausen in einem der vielen kleinen Cafés. Dich zu verirren ist praktisch unmöglich. Für den Abend hält das Stadtzentrum viele Bars und Pubs bereit, in denen du schnell Leute kennen lernst, falls du allein auf dem Balkan unterwegs bist.
2. Station: Durch malerische Landschaften nach Ljubljana
Zwei Nächte in Zagreb reichen für’s Erste aus, um die Stadt kennen zu lernen. Die nächste Station auf deinem Reiseplan ist Ljubljana, schließlich soll das ein Europa-Roadtrip werden. Die Bahnfahrt von Zagreb in die slowenische Hauptstadt dauert zweieinhalb Stunden. Gemächlich rollt der Zug durch malerische Täler, vorbei an Wiesen und Flüssen. Die Grenzkontrolle ist völlig unproblematisch und unaufregend.

Ljubljana ähnelt vom Stadtbild her Zagreb und scheint sich extra in Schale geworfen zu haben, so sauber und akkurat sind die Straßen und Häuser. Kein Wunder, die Altstadt steht schließlich komplett unter Denkmalschutz. Auch hier gibt es natürlich eine Hostel-Empfehlung für das Hostel Vila Veselova.

Als erstes machst du dich auf zum Hausberg von Ljubljana, der über der Stadt aufragt. Dazu musst du den Fluss überqueren. Einige der vielen Brücken sind mit steinernen Drachenköpfen verziert. Der Legende zufolge war das heutige Stadtgebiet einst von einem furchterregenden Drachen besetzt, bis der mythologische Held Jason das Untier endlich zur Strecke brachte.

Die Burg auf dem Berg, Ljubljanski Grad, erreichst du mit der Standseilbahn. Von oben hast du einen tollen Blick – hinter den Stadtgrenzen erstrecken sich schier endlose Wälder.
3. Station: Triest – ein Seebad wie aus einem Thomas-Mann-Roman
Wenn du genug von Ljubljana hast, nimmst du als nächstes den direkten Zug nach Triest in Italien. Das war auch mein Plan… tatsächlich bin ich aber erst mal im Dörfchen Sežana kurz vor der italienischen Grenze gestrandet. Von hier aus fährt ein Bus nach Triest – zweimal täglich. Und natürlich erst zwei Stunden nach meiner Ankunft.

Die italienische Hafenstadt an der Adriaküste überrascht dich mit dem Charme eines mondänen Seebades aus einem Thomas-Mann-Roman. In Triest habe ich mich gegen ein Hotel entschieden und bin dafür über AirBnb in der Altbauwohnung von Englischlehrer Gary und seiner Frau untergekommen, die mich herzlich aufnahmen und sogar Frühstück bereitstellten. Eine willkommene Abwechslung und ein Stück Zuhause nach den Nächten im Hostel.

Inzwischen bist du vermutlich ganz im Urlaubsmodus angekommen. Zeit, den Nachmittag faul in einem der zahlreichen Cafés am Rand der Piazza dell’Unità d’Italia zu verbringen und einen Rotwein nach dem anderen zu bestellen. Der zentrale Platz mit Meerblick ist von herrschaftlichen Gebäuden gesäumt. An einem der kleinen Kanäle findest du sicher etwas Leckeres zu essen – zum Beispiel frisches Risotto und natürlich noch einen Wein dazu.

Tagesausflug nach Duino: Mit dem Bus zum „Rilkeweg“
Damit du nicht nur an A nach B hetzt, bleibst du in Triest etwas länger und nimmst am nächsten Tag vom Hauptbahnhof den Bus ins nahegelegene Duino. Die Fahrt dauert eine knappe Stunde, Tickets gibt es wie überall in Italien im Kiosk vor dem Bahnhof.
Duino fühlt sich erst mal so an, als seist du irgendwo im Nirgendwo gestrandet. Auf einer Klippe thront das alte Schloss Duino, sonst ist kaum etwas los.

Schloss Duino ist offenbar nicht die bekannteste Sehenswürdigkeit der Region. Umso besser – mit etwas Glück hast du die Ruinen ganz für dich allein und kannst ungestört über die Felsen kraxeln.

Das neue Schloss Duino liegt nicht weit entfernt. Die beiden Bauten stehen sich quasi Auge in Auge gegenüber. Für mich hat dieser Ort eine besondere Bedeutung, weshalb ich ihn auch unbedingt besuchen wollte. Dazu muss ich geschichtlich etwas ausholen. Keine Sorge, es wird nicht langweilig :)!
Auf dem neuen Schloss verbrachte der berühmte Dichter Rainer Maria Rilke, der neben seinen Gedichten auch als Frauenschwarm bekannt war, eine Weile bei seiner reichen Gönnerin Marie Prinzessin zu Hohenlohe. Hier schrieb er auch die „Duineser Elegien“.

Die Idee für die erste Zeile der „Duineser Elegien“ soll Rilke auf einem Küstenweg gekommen sein, der am Schloss beginnt und deshalb heute „Rilkeweg“ heißt. Meine Oma, die sich seit dem Tod meines Opas jedes Jahr eine Kultur-Reise nach Italien gönnt, schwärmt seit Jahren in höchsten Tönen von diesem Küstenweg. In meiner Familie ist es deshalb zum Running Gag geworden, „Hach, der Rilkeweg“ zu säuseln und verklärt in die Ferne zu blicken. Als wir den Küstenweg in Angriff nehmen, ist das also ein Tribut an Oma Ilse.
Der Ausblick über die Steilküste ist wirklich beeindruckend, du wirst dich gar nicht losreißen können. Am Ende des Rilkewegs, der mehrere Kilometer lang ist, kommst du an einer Art Landstraße an, und früher oder später sollte auch hier an der Bushaltestelle in der Pampa ein Bus zurück nach Triest vorbeikommen.

Station 4: Sonne tanken in Pula auf Istrien
Nach drei Tagen in Triest machst du dich mit dem Bus auf zurück nach Kroatien, genauer gesagt nach Pula auf der Halbinsel Istrien. Drei Stunden Busfahrt und einen Fußmarsch später erreichst die kleine Hafenstadt und checkst, wenn du auch hier meiner Empfehlung folgen willst, im Riva Hostel in Pula ein. Auf deinem Plan sollten auf jeden Fall das berühmte Amphitheater und die Altstadt stehen. Wenn du Süßigkeiten liebst, musst du unbedingt in der in Kroatien verbreiteten Candy-Shop-Kette „Pirate Jack“ vorbeischauen – hier gibt es Weingummi bis zum Abwinken stilecht in alten Holzfässern.

Um die Umgebung zu erkunden, leihst du dir am nächsten Tag ein Fahrrad bei PulaBike für umgerechnet 14 Euro, den Helm gibt es für 2 Euro dazu. Die Räder sind hervorragend in Schuss und werden passend für dich eingestellt.

Wenn möglich, sollst du eine Karte aus dem Hostel mitnehmen und dann immer an der Küste entlang fahren. Nach guten 20 Kilometern erreichst du nach einigem Auf und Ab wieder die Stadtgrenzen. Die Landschaft unterwegs ist wunderschön. Es gibt fast nur Kies- statt Sandstrand in Kroatien, deshalb ist das Wasser kristallklar.

Station 5: Mit dem Zug nach Rijeka – eine kleine Herausforderung
Um dir ein Zugticket nach Rijeka zu kaufen, folgst du den verrosteten Schienen, bis du den Bahnhof erreichst. Es sieht allerdings nicht so aus, als würde hier jemals ein Zug fahren. So sah mein Versuch aus: Der Beamte im Wärterhäuschen betrachtete mich mit mäßigem Interesse, als ich mit Händen und Füßen erklärte, dass ich für den nächsten Tag ein Ticket nach Rijeka möchte. Mit einem Kopfnicken deutete er auf einen vergilbten Zettel hinter der Scheibe seiner Kabine und kritzelte etwas auf ein Stück Papier. Es hätte statt einer Fahrkarte genauso gut ein alter Kassenbon sein können.
Vorsichtshalber war ich trotzdem pünktlich am nächsten Morgen zur Stelle, und tatsächlich: Ein Zug, ebenso rostig wie die Gleise, rollte in den Bahnhof.

Zwei Stunden lang zuckelt der Zug gemächlich durch die Landschaft. Zeit genug, um die Reste der großen Süßigkeiten-Tüte von „Pirate Jack“ zu vernichten, die du dir hoffentlich eingepackt hast.

Rijeka selbst ist nicht so spannend, eher Wohnort als Sightseeing-Hotspot. Auch hier habe ich in einer AirBnb-Wohnung übernachtet, dieses Mal bei Matko. Sie liegt etwas außerhalb, dafür aber direkt über der Bucht. Du kletterst einige steile Steintreppen hinunter, dann bist du direkt am Meer und kannst in die kühlen Fluten hüpfen.

Der Hauptgrund, wieso du eine Station in Rijeka machen solltest, ist die verkehrstechnisch günstige Lage für eine Fahrt zum Nationalpark Plitvicer Seen. Dafür solltest du mindestens einen Tagesausflug ab Rijeka einplanen.
> Hier findest du meinen Bericht über den Nationalpark Plitvicer Seen
Station 6: Sommerlaune in Split
Du bleibst in Kroatien und fährst nach drei tagen in Rijeka mit dem Nachtbus weiter nach Split. Die Fahrt dauert etwa acht Stunden. Der größte Vorteil am Nachtbus: Es ist schön dunkel und du kannst allenfalls erahnen, wie halsbrecherisch nah der Busfahrer an der steilen Küste entlang brettert.
Morgens erreicht der Bus gegen halb 7 Split. Es ist hier spürbar wärmer und fühlt sich sofort nach Sommerferien an. Der perfekte Einstieg in die letzte Station deiner Balkan-Reise ist ein Hafen-Picknick. Den nötigen Proviant bekommst du auf dem nächsten Markt, auf dem um diese Zeit zum Glück schon auf Hochtouren gefeilscht wird.

Am Ende deiner Reise wird es höchste Tag für eine Abkühlung am Strand. Die letzten Tage ist jetzt Entspannung angesagt. Zum Glück gibt es in Split, und das ist selten in Kroatien, einen Sandstrand.

Einen schönen Blick über die Stadt hast du vom nahegelegenen Hügel-Areal. Am entspanntesten kletterst du in der milderen Nachmittagssonne bis ganz nach oben, wenn es nicht mehr so heiß ist. Oben erwarten dich eine einsame Kapelle und wahnsinnig viele Kakteen.

Am Abend steht natürlich die Altstadt auf dem Programm. Die Gassen sind so eng und verwinkelt, dass du von den Touristenströmen nur wenig mitbekommst. Überall gibt es Cider und Bier – ein perfekter Sommerabend.

Romantische Abendstimmung kommt besonders bei einem Bummel über die Hafenpromenade auf.

Mit dem Bus fährst du am nächsten Tag zum Flughafen von Split. Weil hier nur wenige Flieger starten, sind die Busse genau auf die Flüge abgestimmt. Über die Alpen geht es zurück nach Hause – bis zum nächsten Osteuropa-Roadtrip!

Meine Route für 2 Wochen Osteuropa
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bin auf deinem Blog gelandet der herrliche Fotos und Berichte hat. Ich finde deine Beitrag sehr interessant und werde dir folgen ! Schade das man deine Bilder durch anklicken nicht vergrößern kann ! Manni
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Vielen Dank für den lieben Kommentar 🙂 und danke für den Hinweis, ich werde mal versuchen bei dem nächsten Artikel größere Bilddateien hochzuladen! Liebe Grüße, Katharina
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